Was tun bei einem Analabszess oder einer Analfistel?
Typische Symptome eines Analabszesses oder einer Analfistel sind Fieber, ein generelles Krankheitsgefühl oder Schmerzen in der After- und Mastdarmregion. Das erste Stadium dieser Erkrankung ist durch Infektionen der sogenannten Proktodealdrüsen gekennzeichnet. Dieses Körperorgan ist mit einer Duftdrüse vergleichbar, die sich beim Menschen heutzutage nur noch zwischen dem inneren und äußeren Bereich des Schließmuskels befindet. Die Proktodealdrüsen besitzen einen Ausführungsgang, der direkt in den After führt. Verstopft sich die Drüse aufgrund einer Schwellung dieses Ausführungsgangs, bilden sich möglicherweise Eiteransammlungen – Abszesse – in der Drüse. Steigert sich der durch den Eiter ausgeübte Druck, rinnt die Körperflüssigkeit zwischen den Schließmuskelbereichen nach außen. Dieser Vorgang verursacht oft die Entstehung einer Fistel. Eine Fistel ist ein schmaler Gang in Röhrenform, der die äußere Haut des Afters mit der Drüse verbindet. Durch diesen Gang fließen Sekrete der Proktodealdrüse sowie Eiter. Besonders riskant ist, dass sich die Fistelöffnung auch im Innenbereich des Afters befinden kann.
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verschlimmern sich die Symptome. Hat sich die akute Entzündung nach der Eiter-Entleerung durch die Fistel gelegt, tritt möglicherweise weiteres Sekret aus dem Körper aus. Hautirritationen sowie Juckreiz in der Afterregion sind mögliche Folgen. Weil sich eine Fistel jedoch zumeist nicht von allein wieder verschließt und stets ein erhöhtes Risiko für die Ausdehnung der Infektion gegeben ist, raten Ärzte zu einer chirurgischen Behandlung. Diese Prozedur erfolgt in vielen Fällen ambulant.
Tipp der Redaktion: Analfisteln fühlen sich für Betroffene wie ein schmerzhafter Pickel an. Dieser „Pickel“ schwillt im Analbereich regelmäßig an und sondert Eiter ab.
Für diese Patienten ist die Operation des Analabszesses und der Analfisteln geeignet
Im Normalfall raten Ärzte zu einer schnellstmöglichen Behandlung des Abszesses. Hintergrund ist die Tatsache, dass das Risiko zur Erweiterung eitriger Entzündungen bei einem Abszess stets erhöht ist. Diese Gefahr besteht ebenfalls, wenn Betroffene die Beschwerden gar nicht als schlimm empfinden oder sich die Krankheit spontan gebessert hat. Von diesen Therapieversuchen raten Mediziner aufgrund der schlechten Erfolgsprognosen sogar ab:
- Zugsalben
- Antibiotika
- Hämorrhoidalsalben
- Sitzbäder
In Ausnahmefällen führen diese Maßnahmen sogar zu einer Verschleppung der Erkrankung. Sind Grunderkrankungen wie die chronisch entzündliche Darmerkrankungen Morbus Crohn für den Analabszess sowie die Analfistel verantwortlich, steht eine Therapie dieser Krankheit im Mittelpunkt. Leiden Patienten an schwerwiegenden Grunderkrankungen wie einem schlecht eingestellten Diabetes Mellitus, muss vor dem Eingriff zuerst eine Verbesserung des gesundheitlichen Status der Patienten erreicht werden.
Darauf müssen Patienten vor der OP achten
Insbesondere dann, wenn eine Operation im Analbereich unter Vollnarkose durchgeführt wird, müssen Patienten auf besondere Maßnahmen achten. Diese Leitlinien gelten als Orientierung.
- kompletter Verzicht auf Nikotin am Tag der Anästhesie
- ab zwei Stunden vor der OP: keine Einnahme klarer Flüssigkeiten (außer einer Vorbereitungstablette mit einem Schluck Wasser)
- ab sechs Stunden vor der OP: keine Einnahme von trüben Flüssigkeiten sowie fester Nahrung
Tipp der Redaktion: Müssen Patienten regelmäßig bestimmte Arzneimittel einnehmen, sollte ein Arzt rechtzeitig darüber informiert werden. Bei einigen Präparaten wie blutverdünnenden Pharmazeutika ist es unerlässlich, dass diese Medikamente einige Tage vor der Behandlung abgesetzt werden.
Einzelheiten zur Operation
Als Anästhesie empfehlen Chirurgen bei einer Behandlung des Analabszesses sowie Analfisteln eine rückenmarksnahe Betäubung wie die Spinalanästhesie oder eine kurze Vollnarkose. Es gibt keine allgemeine Angabe zur Dauer der OP. Der Zeitansatz orientiert sich maßgeblich an der Art des Eingriffs sowie Lage und Ausdehnung der Fisteln.
Im ersten Schritt spaltet ein Operateur die Abszesshöhle per Skalpell, um den Eiter über die entstandene Öffnung abzulassen. Im Anschluss sucht ein Arzt eine etwaig bestehende Verbindung zwischen After sowie Eiterhöhle. Ist ein Nachweis über die Fisteln erbracht, zieht ein Mediziner einen Faden durch diesen Kanal. Ärzte reden von einer sogenannten Fadendrainage, die einen Ablauf des Sekrets bis zum Ausheilen der vereiterten Entzündung ermöglicht. Mit dieser Maßnahme wirken Operateure einer erneut auftretenden Abszessbildung entgegen.
Einige Wochen später beseitigen Fachärzte bei einer weiteren OP die Fistel. Verläuft die Fistel oberflächlich, erfolgt eine einfache Spaltung mit dem Skalpell, indem die Röhre zu einer Rinne geformt wird. Die Naht bleibt offen, so dass die Wunde während des Heilungsprozesses von innen nach außen zuheilt. Schließmuskelanteile werden bei diesem Eingriff zwar oberflächlich verletzt. Allerdings wird die Schließmuskelfunktion laut Erfahrungswerten von Medizinern nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Tipp der Redaktion: Ist der Schließmuskel bereits vorgeschädigt oder sind die Fisteln stark ausgeprägt, erfolgt auf Anraten der Ärzte eine stationäre Behandlung. Hierbei schält ein Operateur den den Schließmuskel betreffenden Gang sowie die Proktodealdrüsen heraus. Falls notwendig, deckt ein Arzt den Wundkanal mit einem Schleimhautverschiebelappen ab. Die Wunde in der Nähe des Afters bleibt offen.
Nach dem Eingriff: hilfreiche Hinweise für Patienten
Auch wenn die Operation von Analabszess und Analfistel ambulant durchgeführt wird, bleiben Betroffene nach der chirurgischen Therapie noch für einige Stunden unter ärztlicher Beobachtung. Lässt die Narkose nach, sind Betroffene wieder ansprechbar und fühlen sie sich fit, können sie den Heimweg auch schon antreten.
Tipp der Redaktion: Am Tag des Eingriffs ist es untersagt, selbst Auto zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel ohne Begleitperson zu nutzen.
Dennoch ist es völlig normal, dass sich Patienten am Tag der Behandlung schlapp und schläfrig fühlen. Jeder Arzt rät an, sich am Tag des Eingriffs genügend im Bett auszuruhen. Anschließend bringen behandelte Personen ihren Kreislauf mit einigen Schritten in Schwung. Eine operative Behandlung von Analfisteln birgt die Besonderheit, dass die Wunde offen bleibt. Zur Nachbehandlung sind bei der Behandlung von diesem Abszess folgende Maßnahmen erforderlich:
- bei Schmerzen Schmerzmittel einnehmen
- tägliche Sitzbäder
- gründliche Säuberung der Analregion mit warmem Wasserstrahl nach jedem Stuhlgang
- ballaststoffreiche Ernährung nach Operation (um möglichst weichen Stuhl zu erzeugen)
- kompletter Verzicht auf Abführmittel
- bei Schmerzen: leicht aufgeblasener Kinderschwimmreifen lindert Schmerzen beim Sitzen
Tipp der Redaktion: In der ersten Zeit nach dem Eingriff funktioniert der Schließmuskel vermutlich nur eingeschränkt. Ein Stuhlschmieren ist möglich. Zur Schonung der Wäsche raten Ärzte zum Tragen von Vorlagen oder Slipeinlagen.
Bereits am Tag der Operation schlagen Mediziner den nächsten Termin zur Kontrolluntersuchung vor. Diese Termine sollten Patienten und Patientinnen aus eigenem Interesse unbedingt wahrnehmen. Betroffene sollten sofort den Arzt kontaktieren, falls sie unter starken Schmerzen, Fieber oder starken Blutungen leiden.
Die Risiken der Behandlung von Analabszessen und -fisteln
Wählen Patienten den Operateur für die Therapie von Analabszess sowie Analfistel mit Bedacht aus, gilt der chirurgische Eingriff als risikoarm. Das bedeutet allerdings nicht, dass Fachärzte im Rahmen der Behandlung jedes Risiko ausschließen können. Selten leiden Patienten nach einer Operation der Abszesse und Fisteln unter diesen Unannehmlichkeiten:
- Wundinfektionen
- Blutungen
- Schließmuskelschwäche
Mediziner sollten ihre Patienten unbedingt darüber informieren, dass auch chronische Entzündungen an den Schließmuskeln zu langfristigen gesundheitlichen Schädigungen führen können.
Vor- und Nachteile dieser Operationen
Eine OP des Analabszesses sowie der Analfistel wird aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit durchgeführt. Da der Eingriff der Stabilisierung der Gesundheit dient, überwiegen die Vorteile im Vergleich zu den Nachteilen eindeutig.
Vorteile
- Infektionsherd im Afterbereich wird beseitigt
- OP dient Erhalt der Körpergesundheit
- risikoarme chirurgische Methoden
- Krankenversicherungen tragen Behandlungskosten in vollem Umfang
Nachteile
- eventuell sind zwei Operationen notwendig
- Einhaltung von Nachsorgemaßnahmen ist für erfolgreichen Heilungsverlauf nötig
- leicht erhöhtes Risiko für Verletzungen des Schließmuskels